Gewindenormen: Standards und Unterschiede
Ohne Standardisierung wäre das Leben in einer industrialisierten und globalisierten Welt gar nicht möglich. Wir nehmen es als selbstverständlich hin, dass wir jederzeit im Baumarkt ein Ersatzteil kaufen können, das dann genauso gut passt wie das Original. Doch damit das funktioniert, müssen Hersteller sich an bestimmte Standards halten.
Feste Standards sind bei Gewinden wesentlich, um überhaupt effektiv arbeiten zu können. Nicht nur auf industrieller Eben sorgen Gewindenormen dafür, dass die Produktion störungsfrei läuft. Auch wenn Sie zuhause selbst ein Gewinde schneiden möchten, sollten Sie genau wissen, mit welcher Gewindenart Sie arbeiten. Und das ist manchmal gar nicht so einfach, denn die Vielfalt unter den Gewindenormen kann die Übersicht schnell erschweren. Als Hersteller von Gewindewerkzeugen liegt es uns bei BAER am Herzen, dass Sie Ihre Arbeit erfolgreich und mit Freude beenden können. Deshalb möchten wir Ihnen alle gängigen Gewindenormen, die Sie kennen sollten, einmal übersichtlich präsentieren.
So lassen sich die Standards für Gewinde unterteilen
Beim Thema Gewindenormen sind viele Begriffe im Umlauf, die zusätzlich Verwirrung stiften können. Wir versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und schlüsseln auf, anhand welcher Kriterien Gewindearten unterschieden werden können.
Internationale Unterschiede
Gewindearten haben in unterschiedlichen Ländern jeweils eigene Entwicklungen durchgemacht. Von einer einzigen, weltweit standardisierten Gewindenorm sind wir noch weit entfernt. Stattdessen gibt es bei den Standards für Gewinde internationale Unterschiede mit jeweils mehr oder weniger Reichweite. Auf die wichtigsten internationalen Gewinde gehen wir später noch genauer ein.
Bewegungsgewinde und Befestigungsgewinde
Gewindearten lassen sich auch anhand der Einsatzgebiete unterteilen. Als Befestigungsgewinde bezeichnen wir Standards für Gewinde, die zur Befestigung von Bauteilen ausgelegt sind. Also die klassische Schraube zum Beispiel. Bewegungsgewinde hingegen sind Gewinde, die zur Übertragung einer Bewegung dienen. In diese Kategorie fallen viele gängige Gewindenormen wie das Trapezgewinde oder das Rundgewinde.
Feingewinde und Grobgewinde
Viele Gewindenormen beinhalten Standards für Grobgewinde und Feingewinde. Diese beiden Varianten ergänzen sich gut und bringen jeweils eigene Stärken mit. Das Grobgewinde ist die Gewindeart für alle normalen Befestigungsschrauben und Muttern. Die Gewindenormen für Feingewinde sehen dagegen eine kleinere Steigung vor. Dadurch wird pro Umdrehung weniger Strecke zurückgelegt, was feines Justieren z.B. bei Einstellschrauben zulässt.
Was Gewindearten mit dem Profil zu tun haben
Gewindenormen bezeichnen im Grunde eine Sammlung von Kenngrößen, die das Profil eines Gewindes genau festlegen. Mit den Maßen, die die Norm für Gewinde vorgibt, können Sie das Gewindeprofil also jederzeit und ganz ohne Vorlage nachahmen. Und das führt genau zu der Austauschbarkeit, die durch Gewindestandards erreicht werden soll.
Die wichtigsten Kenngrößen, die in der Gewindenorm zu finden sind, umfassen den Außendurchmesser (auch Nenndurchmesser genannt), den Flankenwinkel und die Steigung. Diese Werte finden Sie auch in den Kurzbezeichnungen der entsprechenden Standards für Gewinde wieder. So können Sie bei jedem Gewindebohrer ganz leicht überprüfen, um welche Gewindenorm es sich handelt.
Diese Gewindenormen sollten Sie kennen
Sie müssen nicht jede einzelne Gewindenorm perfekt beherrschen. Aber wenn Sie von den häufigsten Standards für Gewinde schon einmal gehört haben, dann wird es in Zukunft für Sie leichter sein, eine bestimmte Gewindenorm zu identifizieren. Die genauen Kenngrößen können Sie dann ganz leicht aus einer Tabelle ablesen und müssen Sie nicht auswendig wissen.
Das metrische ISO-Gewinde
Beim metrischen ISO-Gewinde handelt es sich um die Gewindenorm, mit der Sie es am häufigsten zu tun haben werden. Es ist nämlich die Gewindenorm, die in ganz Europa am weitesten verbreitet ist. Wie der Name schon sagt, werden alle Abmessungen metrisch, also in mm angegeben. Der Flankenwinkel beträgt 60°. Bei dieser Gewindenorm bezeichnet die Steigung den Abstand zwischen zwei Gewindespitzen. Daraus ergibt sich, dass die Steigung genau der Strecke entspricht, die bei einer Umdrehung zurückgelegt werden kann. Die Bezeichnung für diesen Gewindestandard besteht aus dem Buchstaben M und der Angabe des Nenndurchmessers.
Neben dem metrischen Regelgewinde gibt es noch eine Gewindenorm für das metrische Feingewinde. Hier beträgt der Flankenwinkel ebenfalls 60°, die Steigung ist jedoch kleiner.
Den amerikanischen Unified Thread Standard (UTS)
Die amerikanischen Gewindearten sind in den USA weit verbreitet, aber auch noch weit darüber hinaus. Einige dieser Standards für Gewinde haben es bis nach Japan oder Australien geschafft.
Im Unterschied zum metrischen ISO-Gewinde erfolgen alle Maßangaben bei den amerikanischen Gewinden in Zoll. Auch die Angabe der Steigung wird anders definiert; es handelt sich hier um den Wert der Gewindegänge pro Zoll. Um die tatsächliche Steigung zu berechnen, müssen Sie also einen Zoll durch diese Anzahl teilen.
Die wichtigsten Gewindenormen unter den amerikanischen Standards für Gewinde sind das amerikanische Grobgewinde Unified National Coarse Thread (UNC) und das amerikanische Feingewinde Unified National Fine Thread (UNF). Alle amerikanischen Gewindenormen verfügen über einen Flankenwinkel von 60° und werden bezeichnet mit dem Nenndurchmesser in Zoll gefolgt vom Kürzel (z.B. UNC oder UNF).
Das britische Whitworth-Gewinde
Die britischen Gewindenormen sind – bis auf das Rohrgewinde – größtenteils auf Großbritannien und seine Einflusssphäre beschränkt. Besonderes Bedeutung erlangen die britischen Gewinde dadurch, dass es sich um die weltweit ältesten Gewindenormen handelt. 1841 definierte der britische Ingenieur Joseph Whitworth diese Standards für Gewinde, die nach ihm bis heute benannt sind.
Die Maße werden bei den britischen Gewinden ebenfalls in Zoll angegeben. Der Flankenwinkel beträgt 55°, wodurch sie sich von den metrischen und amerikanischen Gewinden unterscheiden. Besonders bedeutende Gewinde sind das britische Grobgewinde British Standard Whitworth Coarse Thread (BSW) sowie das britische Feingewinde British Standard Fine Thread (BSF).
Weitere interessante Gewindenormen
Andere gängige Gewindenormen, die Ihnen bei Ihre Arbeit begegnen könnten, sind das Trapezgewinde (Tr), das Rundgewinde (Rd) und das Sägegewinde (S). Diese Gewindenormen finden häufig bei Bewegungsgewinden Anwendung, für die sie aufgrund ihrer besonderen Profile prädestiniert sind.
Daneben existieren noch zahlreiche zum Teil sehr spezielle Gewindenormen, wie das Ventilgewinde (Vg) oder das C-Mount-Gewinde aus dem Fotobereich.
Breite Auswahl an Gewindenormen im BAER Online-Shop
Unabhängig davon, nach welcher Gewindenorm Sie suchen, im BAER Online-Shop werden Sie fündig! Als Gewindebohrer Hersteller haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, auch seltene oder ungewöhnliche Standards für Gewinde für Sie vorrätig zu haben. Und wenn Sie weitere Beratung zu den Gewindestandards benötigen, dann kontaktieren Sie gerne unseren Kundenservice.
